Star Trek: Discovery

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Ende September prämierte die neue Serien “Star Trek: Discovery” auf Netflix. Letztes Wochenende konnte ich endlich die ersten beiden Folgen nachsehen.

Zeitlich angesetzt ist das alles offiziell zwischen den Ereignissen von Enterprise und dem originalen Star Trek, und zwar in der sogenannten “Prime-Timeline”. Das ist jene Zeitlinie, die nicht durch die Ereignisse des Star Trek Reboots von 2009 verändert wurden (der “Kelvin”-Timeline). Dabei folgt die Serie der Hauptperson Commander Michael Burnham, die von Vulkaniern aufgezogen wurde.

Spoiler-Warnung

Ab hier wird gespoilert, als Warnung für alle, die die Folgen noch nicht gesehen hat.

Die beiden Pilot-Folgen haben einige Probleme, sowohl mit der internen Konsistenz, als auch mit der Integration in das bestehende Universum.

Zuerst wäre da das Prinzip der Hauptperson Singular, das es so für mich bisher bei Star Trek nicht gab. Kirk/Spock/McCoy waren die 3 Hauptpersonen in TOS. Picard/Riker/Crusher/Troi/Data/… hatten alle mehrere Folgen in TNG, in denen sie die zentrale Figur waren. Und das gleiche gilt für Sisko/Bashir/Dax/Kira/… auf DS9, und Janeway/Chakotai/Kim/Paris/… in Voyager. Statt wieder eine Dynamik zwischen gleich wichtigen und -wertigen Figuren aufzubauen soll hier anscheinend der Fokus auf eine Figur gelegt werden.

Das nächste Problem ist die Hauptfigur selbst. Laut dem Hintergrund wurde die menschliche Commander Burnham von Vulkaniern aufgezogen, und schaffte es als erster Mensch durch die vulkanische Akademie der Wissenschaften. Das Ergebnis ist allerdings kein logisch-kühler Vulkanier mit runden Ohren. Stattdessen zeigt sie mehr Emotionen, und lässt sich auch von diesen leiten, als die anderen Mitglieder der Crew, die menschliche Vorgesetzte eingeschlossen. Es wirkt als wären die vulkanischen Eigenschaften etwas genetisches statt antrainiert. Die Tatsache, dass ihr Ziehvater Sarek ist, und sie damit eine Quasi-Schwester von Spock, hilft dabei noch weniger.

Technologisch ist die Einordnung ebenfalls gewöhnungsbedürftig bis unpassend. Obwohl zeitlich 10 Jahre vor Kirk angesetzt lässt sich die dargestellte Technologie nicht vergleichen. Da wären zunächst die die gesamte Brücke umgebende Fenster, auf die Informationen projiziert werden, statt des zentralen Bildschirm. Die Steuerelemente sind natürlich alle berührungsempfindlich statt Knöpfen und Schaltern. Kommunikation über Lichtjahre passiert mittels Hologramme und zwar nicht nur in speziellen Räumen, sondern auch in den Kabinen der Offiziere. Und lange vor Voyager kann ein Schiff in die Atmosphäre eines Planeten, nachdem es durch einen Sandsturm Fußspuren von Menschen erfasst hat, die aber selbst nicht zu orten waren. Da fragt man sich, wo diese Technologie während TOS und TNG war.

Und last but not least das Leuchtfeuer von Kahless. Das ist ein optisches Signal, dass die Klingonen gegen einen gemeinsamen Feind einen soll. Interessanterweise ist dieses innerhalb von Minuten in der gesamten Föderation und dem klingonischen Reich zu sehen, Lichtgeschwindigkeit sei verdammt. Die gerufenen Häuser sind dann auch innerhalb von Minuten aus dem ganzen Reich zur Stelle (natürlich gleichzeitig), egal in welchem Winkel sie zuvor waren.

Fazit

Star Trek war noch nie perfekte Science Fiction. Die Serien haben den Begriff Technobabble erst erfunden, und vieles würde eine Physik benötigen, die es so nicht gibt (Trägheitsbewegung anyone?), Bewegung in 3 Dimensionen nicht vorhanden, und Suspension of disbelief war daher immer notwendig. Aber Discovery schafft es nicht, diesen Schleier aufrecht zu erhalten. Statt dessen wird ein visuelles & actionlastiges Spektakel präsentiert, das aber nichts mehr von den Ideen und der Seele der alten Serien hat. Es wäre den Schreibern zum Beispiel nie in den Sinn gekommen, dass sich das Licht des Leuchtfeuers schneller als Lichtgeschwindigkeit ausbreitet, wie es hier passiert. Es wäre auch nie passiert, dass plötzliche Schiffe aus dem gesamten Imperium innerhalb von Stunden an die Grenze zur Föderation reisen können, und dann auch noch gleichzeitig ankommen. Und kein Absolvent der Akademie der Wissenschaften würde emotional argumentieren, oder emotional auf den Anblick der Sterne bei einem Einsatz im Weltraum.